Der Dialog in einer Geschichte
oder warum der so wichtig ist
1 – Antwortet eine Figur auf eine Frage, soll sie diese in ihrer Antwort nicht wiederholen
2 – Ein Dialog gibt keine wirklichen Gespräche wieder. Andeutungen, kleinere Hinweise oder Spannungsbausteine sind gefragt.
3 – Figuren sollten keine Reden halten. Der Leser ist mit wenigen Worten emotional zu erreichen.
4 – Verschwenden Sie keine Zeile Dialog. Jede muss entweder eine Figur charakterisieren oder Spannung aufbauen oder die Handlung vorantreiben
5 – Dialoge sollten durch die Worte der direkten Rede charakterisiert werden, nicht dadurch, dass der Autor dem Leser erzählt, wie die Figuren mit einander reden
6 – Formulierungen, die beim Leser die Frage nach dem Warum oder Wie provozieren, bringen ihn dazu weiter zu lesen
7 – Ein Dialog gilt als visuelles Element, da sich der Leser die sprechenden Figuren szenisch vorstellen kann
8 – Dialoge sind eine eigene Sprachform und treiben die Geschichte an.
Alle Dialoge stammen aus einem meiner Romane und geben die unterschiedlichsten Momente wieder.
Thema: Warnung
Beispiel 1
»Was ist da los?«, fragte ER ins Telefon.
»Die Bilder stammen von Liberty Island. Es geht um einen Freund von dir.«
»Von wem redest du?«
»Dem Durchgeknallten.«
»Das trifft auf viele zu«, meinte ER.
»Du weißt schon, dieser Maler aus Paris.«
»Henri Vernisse? Was ist mit ihm?«
»Er kennt die falschen Leute. Ich warne dich.«
»Wovor?«, spottete ER. »Nicht allein einkaufen zu gehen?« Der Zusammenhang zwischen den Unglücksbildern und seinem Privatleben war ihm nicht klar.
»Auch« antwortete SIE. »Bitte sei vorsichtig.«
»Vor welchem Hintergrund?«
»Soeben hat ein Terroranschlag stattgefunden.«
Beispiel 2
Thema: Interview
Die Sprecherin erstarrte.
»Um Gottes Willen. Das heißt, jemand hat versucht unsere Miss Liberty im Meer zu versenken? Das ist ekelhaft. Wer ist dieser Pilot? Ist etwas über seine Identität bekannt?«
»Ja, Cynthia. Das Weiße Haus wird in wenigen Minuten ein Statement dazu abgeben.«
»Chief«, die Nachrichtensprecherin zögerte einen Moment lang mit ihrer nächsten Frage. »Dieser Ort ist ein beliebtes Ziel von Touristen – ist es so schlimm wie uns die Bilder zeigen?«
»Womöglich schlimmer, Cynthia«
»Gibt es Tote?«
»Bisher kamen zwei Feuerwehrleute mit Verbrennungen ins Krankenhaus. Insgesamt haben wir fünf Verletzte.«
»Und unter den ausländischen Touristen?«
»Da ist es einfacher die Überlebenden zu zählen.«
»Wie viele?«
»Bisher keine.«
Beispiel 3
Thema: Krieg
Der Sergeant rutschte auf den Fahrersitz und war startbereit.
»Wohin darf ich sie bringen Sir?«
»Flughafen Biggin Hill«, ordnete Richard an. »Ich brauche die frische Luft über den Wolken.«
»War es so schlimm beim Verteidigungsminister Sir?«
Der Sergeant schaute sich kurz um. Richard schenkte ihm ein nachdenkliches Lächeln.
»Ein Flug nach Deutschland ist nie einfach. Aber hier kann man tatsächlich noch besser abstürzen.«
Der Sergeant grinste und fuhr los.
Beispiel 4
Thema „Liebe“
»Sei nicht immer derart nachdenklich, amüsiere dich endlich.«
Ihre gelockten Haare fielen lose über die Schulter. Mit einem Zug leerte sie das volle Glas und strahlte ihn an.
»Ich trinke gern Champagner, du nicht? Mit jedem Schluck komme ich dir näher.«
»In diesem Ausmaß verwässert meine Liebe darin.«
Beispiel 5
Thema: Liebe-Schluss machen
»Du bist nicht höflich Jon.«
»Entschuldige.« Er nahm die schlaffe Hand von Patrizia und küsste sie mit kühler Konvention.
»Ich bin nervös.«
»Ich begreife das alles nicht.« Patrizia lehnte ihren Kopf zurück. Ihr langes Haar floss über das Lederpolster.
»Ich liebe dich doch, Jon.« Sein Kosename kam ihr nur schluchzend über die Lippen.
»Ja?«
»Warum?« Flehte sie mit halberstickter Stimme.
Jonathan zog nervös an seiner Anzugjacke. Vor einer Stunde waren sie von der Party aufgebrochen, plötzlich und unter Verletzung der einfachsten Höflichkeit, dem Gastgeber zu danken.
»Du bist bestimmt nur verwirrt. Wir sollten verreisen und Ferien machen. Jetzt sofort und zusammen. Was ist mit dir passiert?«
Er drehte den Oberkörper und nahm ihre Hände, die auf dem Steuer lagen. Sie waren kalt und leblos.
»Patrizia, lass uns freundlich auseinander gehen.«
»Nein,« antwortet sie hart.
»Dann vergiss mich.«
»Ich werde dich hassen.«
»Warum diese Dramatik?« Jonathan öffnete die Wagentür, lauwarme Nachtluft strömte herein. Der Duft blühender Lindenbäume zog in den Innenraum.
»Du liebst eine andere,« schrie Patrizia plötzlich auf und hielt ihn an seinem Ärmel fest.
»Sei wenigstens ehrlich und gestehe.«
»Ja.«
Es war eine müde Antwort, aber sie löste eine Explosion aus.
Beispiel 6
Thema Ablehnung
Vor ihm stand breitbeinig und militärisch korrekt gekleidet, Martha Ronsteen.
»Colonel, Sir, ich melde mich zum Dienst, wie befohlen.«
»First Lieutenant, stehen Sie bequem. Was zum Teufel soll das? Ist das ein schlechter Scherz oder ein makaberer Test des Oberkommandos West? Geben Sie mir ihre Marschpapiere.«
»Sir, darf ich sprechen?«
»Nur zu. Bin gespannt, was eine Frau mir zu sagen hat.«
»Sir, ich bin die Beste des Abschlussjahrgangs von Fort Redhill. Ich habe die Ehre, ausgewählt worden zu sein.«
Oberst Vandergard schüttelte ungläubig den Kopf und grinste sie an.
»Das werden wir feststellen. Fort Wainwright hat bislang jeden in die Knie gezwungen. Aber nun zu Ihrem Auftrag. Berichten Sie.«